Freitag, 23. September 2016
Deutschland
Ich bin im letzten Jahr aus Deutschland ausgewandert und das nicht ohne Grund. In Deutschland läuft einiges falsch: Rechter Terror, Geldgier, Überwachung und Neid. Man merkt die allgemeine Unzufriedenheit der Bevölkerung, die meckert und meckert. "Woanders ist es besser" hört man. Derartige Aussagen werden getätigt, ohne dass versucht wird, an der eigenen Situation etwas zu ändern; oder aber in eine Richtung, die keine Alternative ist (AfD, PEGIDA). Die AfD, die die Rücknahme des Mindestlohns fordert und die Wiedereinführung der DM oder sich für ein Familienbild stark macht, in welchem der Mann arbeiten ist und die Frau zuhause die Kinderbetreuung macht - muss man sich dafür stark machen?
Bezeichnend waren auch die letzten Streiks der Deutschen Bahn und die Reaktion der Bevölkerung. Statt sich stark zu machen und auf die Verursachenden (die Deutsche Bahn selbst und ihre Konzept der Auslagerung von Beschäftigungsverhältnissen, um Niedriglohn-Tarifverträge greifen lassen zu können) Druck auszuwirken, wurden die Streikenden diffamiert. Wieso aber? Meines Erachtens war Neid ein Grund, denn wieso sollte es anderen besser gehen/mehr Lohn und einen attraktiveren Arbeitsvertag haben, wenn es mir selbst schlecht geht.
Diese Einstellung geht mit der grassierenden Perspektivlosigkeit in einher. Viele Deutsche möchten (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/millionen-deutsche-wollen-mehr-arbeiten-a-1113608.html) oder müssen mehr arbeiten wollen. Zudem wird mit dem Spartraktat Schäubles ("Schwarze Null") Druck auf die Bevölkerung ausgewirkt, indem Infrastruktur-Programmen, die Arbeit bringen würden nicht realisiert werden oder staatliche Investitionen im Bildungssektor nicht der Nachfrage (Lehrer, Lehrmaterial etc. ) angepasst werden. Ein Schuldiger ist schnell gefunden: Flüchtlinge. Sie sind zwar erst seit wenigen Monaten da oder müssen Deutschland schon wieder verlassen (und wenn sie nicht mehr gemeldet sich, bekommen sie auch kein Geld mehr).
Die Nettigkeit in Deutschland hat seit einiger Zeit spürbar nachgelassen und ist der Miesmutigkeit gewichen. (So viel dazu, dass das jahrelange Sparen keine Folgen hat.) Ich kann mich noch ein an eigentlich ganz alltägliches Phänomen erinnern: Wenn man einkaufen gewesen ist und seinen Einkaufswagen abgestellt hat, dann fragte man oder wurde gefragt, ob man nicht gegen den Tausch von einer DM oder EURO den Wagen gleich übernehmen kann. Das änderte sich mit der Zeit, als die Leute misstrauisch wurden und sagte, dass sie nicht wissen, ob wirklich eine DM oder nur 50 Pfennig drin seien.
Viele Probleme haben mit der Rot-Grünen Regierung der 90er Jahre begonnen bzw. wurden von ihnen verstärkt (da die CDU sicherlich genauso gehandelt hätten). Die "Liberalisierung" des Arbeitsmarktes: Mehr befristete Arbeitsverträge, Leiharbeit, Lockerung Kündigungsschutz, Erhöhung der Sozialabgaben der Mitarbeiter (bei gleichzeitiger Absenkung für Arbeitgeber), Arbeitgeber haben mehr Zeit bis sie einen Arbeitnehmer "fest" anstellen müssen und können länger befristete Arbeitsverträge ausstellen. Alles das bringt Ungewissheit für die Bürger.
Reflexion:
Es muss wieder eine kritisch denkende Bevölkerung sich verstärkt mit den Problemen auseinandersetzen und sie anprangern. "Denkzettel" durch Protestwahlen führen dazu, dass sie die politischen Programme der anderen Parteien zueinander anpassen: Neoliberale Politik (z.B. Pro-CETA & TTIP).

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